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Projekt “Urviecher – Klasse statt Masse”

Alte Nutztierrassen als „Weltkulturerbe“ – Erhaltung der Artenvielfalt

Alle Haustiere stammen von Wildtieren ab. Sie sind ein „Kunstprodukt“ des Menschen, die er sich durch mannigfache Abwandlung von psychischen, physiologischen und anatomischen Merkmalen seit Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden zu Nutze gemacht hat.

Die heute mit modernen Methoden (z.B. künstliche Besamung, Embryotransfer) gezüchteten Hochleistungsrassen für die Massenproduktion haben als einseitige Nutztiere (sog. Einnutzungsrassen) die früher meist nur regional verbreiteten alten Rassen verdrängt. Das vielfältige Leistungsvermögen, die Vitalität und die wertvollen Eigenschaften alter Lokalrassen werden bis heute unterschätzt:

  • gute Konstitution
  • Langlebigkeit
  • hohe Fruchtbarkeit
  • gute Muttereigenschaften
  • Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten
  • besondere Qualität der Produkte
  • Anpassungsfähigkeit und Genügsamkeit

Als Altrassen bezeichnet man solche, die schon vor dem 2. Weltkrieg als Mehr- oder Vielnutzungsrassen (Milch, Fleisch, Fell, Zugtier,…) im Einsatz für den Menschen standen. Diese Nutztiere besitzen noch bis zu 80 % der vitalen Erbeigenschaften ihrer wilden Vorfahren und müssen daher auch anders gehalten werden als heutige moderne Rassen,  d.h. möglichst in Familiengruppen bei ganzjähriger Freilandhaltung.

Alte Haustierrassen sind wertvoll

Zahlreiche der rund 5.000 Nutztierrassen sind bereits ausgestorben. Mit jeder ausgelöschten Rasse geht aber auch wertvolles Erbgut als tiergenetische Ressource verloren.

Seltene und alte Haustierrassen unterstreichen den Charakter bestimmter Landschaften. Sie sind Ausdruck von Lebensqualität jener Menschen, in deren Obhut und Umfeld sie als Rasse mit ganz bestimmten Nutzungsansprüchen für die Züchter entstanden sind.

Sie sind heute eine notwendige genetische Reserve (Genpool) für viele bei den modernen Rassen verlorengegangene Eigenschaften. Auch das Wissen um traditionelle Zucht und Nutzung der alten Landrassen droht heute auszusterben. Somit ist das Kulturgut „Alte Haustierrassen“ so erhaltungswürdig wie Baudenkmäler oder wertvolle, alte Gemälde, Bücher und Bäume.

Als gefährdet wird eine Rasse bezeichnet, wenn der Bestand unter eine Mindestbestandszahl (z.B. beim Schwarzbunten Niederungsrind: 7.500, bei der Moorschnucke: 15.000) abgerutscht ist und sich über einen Zeitraum von zwei Jahren durchschnittlich um mindestens 10% verringert. Die Rote Liste der gefährdeten Nutztierrassen nimmt Einstufungen in folgende Kategorien vor: Extrem gefährdet, stark gefährdet, gefährdet, zur Bestandsbeobachtung, nur noch Einzeltiere.

Im September 2007 wurde im Rahmen einer internationalen Konferenz in Interlaken (Schweiz) erstmals ein globaler Aktionsplan für tiergenetische Ressourcen von über 100 Staaten verabschiedet. In Deutschland sind alle Aktivitäten im Nationalen Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen (z.B. Erhaltungszuchtprogramme und innovative Nutzung existenzbedrohter Rassen) verankert.

Die Stiftung Ökowerk Emden leistet im Rahmen des Projektes „Urviecher – Klasse statt Masse“ auch im Sinne von Transparenz und Verbraucherinformation einen Beitrag zum Erhalt dieser wundervollen Wegbegleiter des Menschen leisten.

Folgende bedrohte bzw. seltene Haustierrassen werden im Ökowerk bzw. am „Rysumer Nacken“ zurzeit schon präsentiert:

Rinderrassen: Galloways, Heckrinder

Schweinerassen: Rote Wollschweine / Mangalitza, Göttinger Minischweine

Schafrassen: Moorschnucken, Weiße Gehörnte Heidschnucken, Graue Gehörnte Heidschnucken, Soayschafe Gänserassen: Emder Gänse

Hühnerrassen: Ostfriesische Möwen, Vorwerkhühner

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